Mein Glubb Nämberch und ich

Mein Glubb Nämberch und ich

Donnerstag, 1. November 2012

Dummsuff, Busblockade und trübe Gedanken


Vergangenes Wochenende ging es mit dem Bus nach Gelsenkirchen. Die Fahrt stand unter keinem guten Stern. Noch daheim in Nürnberg machte sich der Wettergott auf unangenehme Weise bemerkbar. Schneeregen, Kälte und eiskalter Wind waren stetiger Begleiter auf dem Weg nach GE.

Bei Würzburg landeten wir in einer Totalsperre, da mehrere Autos Domino miteinander gespielt hatten. Zum Glück wurde die Unfallstelle aber relativ zügig geräumt und wir konnten weiter gen Schalke fahren. Wider Erwarten trafen wir dann doch ziemlich zeitig am Gästeparkplatz ein. Da noch ein paar Kumpels auf Karten meinerseits warteten, ging es gleich zum Stadion, damit die Jungs nicht so lange frieren mussten. Im Stadion angekommen, bot sich mir ein Bild, das auf Schalke leider normal ist. Die Fraktion „Dummsuff“ hat sich in gewaltiger Anzahl auf den Weg nach GE gemacht. Das konnte man an den oralen Auswürfen auf dem Weg zum Block gut verfolgen. Mir ist einfach unbegreiflich, warum man sich 6 Stunden lang in den Bus setzt, sich dermaßen besäuft, dass man vom Spiel rein gar nichts mehr mitbekommt und dann wieder heim fährt, um weiterhin dem Alkohol zu frönen. Und natürlich hatte ich im Block wieder mal das Glück, von diesen ganzen Dummsuff-Doldis umzingelt zu werden. Meine Laune war entsprechend gut…

Die Stimmung während des Spiels war im ganzen Block eher bescheiden. Da fährt man mit 4000 Leuten zum Auswärtsspiel und nicht mal die Hälfte bringt den Mund auf, weil sie damit beschäftigt ist, sich zuzuschütten… Wenn euch das Spiel nicht interessiert, bleibt doch bitte daheim. Keiner wird euch vermissen. Und ich schon gar nicht. Da lob ich mir die gute alte Zeit, als man Montagabend in Lübeck gespielt hat und den ganzen Block per Handschlag begrüßt hat. Oder auf den ganzen anderen Fahrten, als die Fraktion Dummsuff den Fußball noch nicht entdeckt hat. Seit 2007 nahm das Drama seinen Lauf. Nachdem der Glubb den DFB-Pokal geholt hat, waren plötzlich Fanclubs mit äußerst dubiosem Anhang auf den Auswärtsrängen. Und es wird immer schlimmer.

Zum Spiel selbst gibt es nicht allzu viel zu berichten. Der junge Rakovsky stand von Beginn an im Tor und hat sich eigentlich recht wacker geschlagen. Fast hätte man glauben können, der Glubb würde den müden Schalkern tatsächlich ein Unentschieden abringen. Fast – wäre da nicht Klose gewesen, der einen fatalen Fehler beging, den die Schalker für sich nutzten. Es kam, wie es mal wieder kommen musste. Der Glubb bekam ein Gegentor und das Spiel war gelaufen. Es ist langsam echt zum Kotzen! Nach Abpfiff begaben sich unsere Helden in die Kurve. Der Empfang war unterschiedlich – einige pfiffen lautstark, andere klatschten und der Rest war wie gelähmt. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich echt sagen; typisch Glubb…

Als der Block sich geleert hatte, ging es auch für mich und ein paar Freunde in Richtung Ausgang. Der Mannschaftsbus stand wie immer auf dem Parkplatz vor dem Stadion. Das Tor war offen, da der Parkplatz auch Anderen vorbehalten war. In dem Moment, in dem ich zu meiner Freundin sagte, man müsse der Mannschaft endlich mal die Meinung sagen, sah ich, wie einige scheinbar meine Gedanken gelesen hatten. Sie gingen zügig in Richtung Mannschaftsbus. Alles lief komplett gesittet und ruhig ab. Team Green rannte natürlich, als sie den Haufen bemerkt hatten, hinterher. Da die Jungs und Mädels sich aber entgegen den abends erschienenen, verlogenen dpa Berichten friedlich verhalten hatten, gab es weder für die Polizei noch für die Ordner einen Grund, einzuschreiten. Weder der Mannschaftsbus noch sich auf dem Parkplatz befindliche Autos wurden zerstört bzw. beschädigt. Aber das schreibt sich natürlich viel besser als die Wahrheit. Schließlich geht es hier um gewalttätige Fußballfans, die ihre Mannschaft lynchen wollten… Manchmal frag ich mich echt, wer sich alles Journalist schimpfen darf. Die Gruppe Nürnberger, die den Bus blockierte, sang das berühmte „Dieter Hecking raus“ und tat ihrem Unmut lautstark aber keineswegs bedrohlich kund. Trainer und Manager wurden verlangt.

Erschienen sind dann der verletzte Kapitän Schäfer, Patrick Rakovsky und noch ein Spieler, dessen Name ich aber vergessen habe. Die Jungs stellten sich ihren Kritikern. Sie wurden weder geschlagen, noch sonst irgendwie bedroht. Man wollte der Mannschaft einfach zeigen, dass es so nicht weiter geht. Nachdem Schäfer Stellung bezogen hatte, wurde ihm sogar applaudiert und kurz darauf begab sich die Gruppe wieder in Richtung Parkplatzausgang. Blöd, gell? Keine Ausschreitungen, kein Skandal. Selbst ein ARD Journalist hat das am nächsten Morgen in einer Gesprächsrunde auf Sport 1 erkannt und darum gebeten, nicht alles zu pauschalisieren, sondern Recherche zu betreiben.
Aber wie gesagt, die Wahrheit ist so unbequem, wenn man doch viel lieber über Randale etc. schreiben möchte. Dann dichtet man sich halt einfach was zusammen, damit die ganzen Gutmenschen, die keine Ahnung von der Materie haben, auch schön alles glauben, was die Presse von sich gibt.

Geschlossen ging es dann zurück zum Parkplatz, wo man trotz der relativ späten Uhrzeit noch warten musste, bis man endlich heraus fahren konnte. Das Paradoxe an Auswärtsniederlagen ist, dass die Stimmung im Bus danach immer gut ist. So wurden „Frazy“ und der „Lieblingsstern“ zig mal rauf und runter gespielt und man konnte seine Sorgen für ein paar wenige Stunden vergessen. Das sollte sich kurz vor Nürnberg aber ändern. Als Buscapo sitz ich vorne und krieg vom Geschehen im hinteren Teil des Busses nicht allzu viel mit. Als aber plötzlich gerufen wurde, wir sollen sofort raus fahren, war mir klar, dass irgendwas passiert sein musste. Wir steuerten die nächste Raststätte an und riefen von unterwegs aus sofort die Sanis. Was war passiert? Die Mutter eines Mitfahrers hatte scheinbar einen epileptischen Anfall und war für 10 Minuten komplett weg. Eine halbe Ewigkeit standen wir dann auf dem Rasthof, um die Sanis in der Eiseskälte in Empfang zu nehmen. Sie nahmen die Frau dann auch gleich mit ins Spital, wo sich nachher heraus stellte, dass die Frau tatsächlich unter Epilepsie leidet. Laut Erzählungen ihres Sohnes und ihrer Freunde hatte sie das wohl schon öfter. Warum man die Frau dann auf solch eine Auswärtsfahrt mitnimmt, ist mir unbegreiflich und vor allem ist es absolut verantwortungslos.

Die restlichen paar Kilometer bis zum Valze hing jeder seinen Gedanken nach. Ich selbst habe mir das erste Mal seit langem wieder die Frage stellen müssen, ob das, was ich für den Verein und vor allem für seine Anhänger mache, wirklich richtig und lohnenswert ist. Ehrenamtliche Fanarbeit heißt nicht nur, einen Bus zu organisieren. Nein – es steckt wesentlich mehr dahinter. Zumindest in meinem Fall. Tag und Nacht bin ich damit beschäftigt, für den Verein und die Fans zu arbeiten. Ich mache mir Gedanken über Dinge, die „normale“ Stadiongänger nicht interessieren, weil sie ja schließlich ein Event verfolgen möchten… Es gibt so viel zu tun und ich tu es gerne. Erst gestern auf einer Party wurde mir gesagt, ich würde mittlerweile als Sprachrohr fungieren. Das macht mich natürlich irgendwo stolz aber wenn ich dann solch einen Vorfall, wie auf der Heimfahrt von GE habe, hinterfrage ich das alles schon. Doch mittlerweile sind die trüben Gedanken verflogen und ich weiß, dass ich weiter machen werde. Warum? Ganz einfach. Ich liebe den 1.FCN und ich liebe meine Freunde! Und genau deshalb werde ich weiter für ein MAX MORLOCK Stadion kämpfen! Ich werde weiterhin meine kritische Meinung beim Verein einbringen und auch dieser Blog wird nicht eingestampft! Ich lebe weiterhin für den Glubb!

FCN! Eine Liebe, die ein Leben hält!